Denken lernen, nicht Gedachtes
Ob selbstständiges Denken wirklich gefragt ist und auch gefördert werden soll, muss durch die Gesellschaft, das Gesellschaftssystem entschieden werden. Denken ist immer mit der Individualität des Menschen, Staatsbürgers und Angestellten eng verbunden. Selbstständig denkende Menschen im Unternehmen- im Staat zu "führen", ist eine anspruchsvolle Aufgaben. Selbstständig denkende und kritische Menschen schwieriger zu beeinflussen und daher auch als Konsumenten nicht sonderlich beliebt.
Um Krisen und die anstehenden Problemstellungen unserer Welt zu bewältigen, bedarf es jedoch eines noch besseres Denkvermögen, eine verstärkte Leistungs- und Kritikfähigkeit jedes Einzelnen. Doch beobachtet man die Entwicklung der letzen Jahre ist festzustellen, dass eher das Gegenteil der Fall ist, Leistungs-, Denk-, und Kritikvermögen haben abgenommen.
Ein verstärktes "Konsumverhalten" hat sich auch im Denken festgesetzt.
Unser Hirn wird täglich von einer enormen Flut von zielgerichteten Reizen bearbeitet. Medien buhlen um Einschaltquoten, und Leser, Werber bemühen sich um Aufmerksamkeit und Verhaltensbeinflussung und dies an möglichst allen Orten und zu jeder Zeit. Bleibt da noch etwas Kapazität selbstständig zu denken und der massiven externen Beeinflussung etwas entgegenzustellen?
Auch die Ausbildungsangebote haben sich in den letzten Jahren exponential vergrössert. Warum? Anstatt durch deduktives Erkennen etwas zu lernen, werden für alles und jedes Lösungen präsentiert /geschult /verkauft. Von den Forderungen Pestalozzis und anderen grossen Denkern der Erziehung entfernen wir uns immer mehr.
So ist es denn auch nicht erstaunlich, dass in den gegenwärtig diskutierten Problemanalysen und Lösungsansätzen immer die hinlänglich bekannten Theorien und Massnahmen "wiedergekaut" werden. Dass diese auf eine bestimmte Situation bezogen meist nichts taugen, lässt sich einfach beweisen.
Kann dieser schleichenden "Verblödung" noch etwas entgegengesetzt werden? Der Medienkonsum ist massiv einzuschränken und sehr viel kritischer zu begegnen. Vor allem muss der Trend der weiteren "Verschulung" Einhalt geboten werden.; der Konsum von „Diplomen und Zertifikaten“ zugunsten des „eigenen" Lernens und Denkens eingeschränkt werden.